Viele Eltern freuen sich monatelang auf die Geburt ihres Babys – und plötzlich kommt alles anders: Das Baby wird viel zu früh geboren. Die Zeit auf der Intensivstation, die vielen medizinischen Eingriffe und die Unsicherheit können überwältigend sein. Gerade in dieser schwierigen Phase kann das Stillen eine wichtige emotionale Verbindung schaffen – und für die Gesundheit des Frühgeborenen von entscheidender Bedeutung sein. Doch: Frühchen stillen ist eine besondere Herausforderung. In diesem Artikel erfährst du, warum das Stillen so wertvoll ist, welche Hürden es gibt – und wie du dein Frühchen auf diesem Weg bestmöglich unterstützt.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist das Stillen bei Frühchen besonders wichtig?
Wie kann das Stillen bei Frühchen unterstützt werden?
Stillen oder Flasche? Was ist besser für Frühchen?
Emotionale Unterstützung für Mütter von Frühchen
Wann sollte man sich Unterstützung holen?
Zusammenfassung: Frühchen stillen – eine besondere Reise
FAQ – Häufige Fragen zum Stillen von Frühchen
Warum ist das Stillen bei Frühchen besonders wichtig?
Muttermilch ist für alle Babys wichtig – aber für Frühchen ist sie sogar lebenswichtig. Sie enthält:
- Besonders viele Antikörper, die das noch unreife Immunsystem schützen
- Wichtige Nährstoffe, abgestimmt auf die Bedürfnisse des kleinen Körpers
- Förderstoffe, die die Entwicklung von Verdauung, Gehirn und Organen unterstützen
Gerade das sogenannte Kolostrum – die erste Milch nach der Geburt – ist extrem wertvoll für Frühgeborene. In unserem Artikel über Stillen: Die ersten Tage nach Geburt erfährst du, warum dieser erste Milcheinschuss eine so große Rolle spielt.
Frühgeborene profitieren außerdem davon, dass sie durch die Muttermilch schneller an Gewicht zunehmen, besser trinken lernen und seltener schwerwiegende Infektionen entwickeln.

Wie kann das Stillen bei Frühchen unterstützt werden?
Mit Einfühlungsvermögen, fachlicher Unterstützung und kleinen Schritten kann das Stillen auch bei Frühgeborenen gelingen. Diese Maßnahmen haben sich bewährt:
- Milchpumpe: Regelmäßiges Abpumpen (etwa alle 2–3 Stunden) regt die Milchbildung an und hilft, einen Vorrat für das Baby aufzubauen.
- Stillhaube: Gerade bei sehr kleinen Frühchen kann eine Stillhaube helfen, die Haftung an der kleinen Brustwarze zu verbessern und das Andocken zu erleichtern.
- Stillsonde: Wenn das Baby noch zu schwach zum selbstständigen Trinken ist, kann eine feine Sonde eingesetzt werden, um Muttermilch direkt während des Saugens an der Brust zuzuführen.
- Känguru-Methode: Häufiger Haut-an-Haut-Kontakt (Känguruhen) fördert nicht nur die Bindung, sondern auch die Milchproduktion und das Trinkverhalten des Babys.
Diese kleinen Hilfen können den Stillstart deutlich erleichtern – und jedem Fortschritt kommt eine große Bedeutung zu.
Stillen oder Flasche? Was ist besser für Frühchen?
Wenn das Stillen anfangs nicht klappt, ist abgepumpte Muttermilch die beste Alternative. Sie bietet nicht nur ideale Nährstoffe, sondern schützt auch die noch unreifen Organe des Frühchens – mehr über die vielen Vorteile erfährst du auch in unserem Artikel Muttermilch: Vorteile für Mutter und Baby.
Abgepumpte Muttermilch kann:
- Über eine spezielle Flasche
- Durch eine Sonde
- Oder mittels Fingerfeeding
gegeben werden.
Formula-Nahrung wird nur in Ausnahmefällen empfohlen, wenn keine ausreichende Menge an Muttermilch zur Verfügung steht oder medizinische Gründe vorliegen.
Die Kombination aus Stillen und Flaschenfütterung kann ebenfalls eine gute Übergangslösung sein, bis das Baby stärker ist.

Emotionale Unterstützung für Mütter von Frühchen
Die Zeit nach der Frühgeburt ist eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Viele Mütter erleben einen Wechsel aus Hoffnung, Angst, Erschöpfung und Unsicherheit. Während andere Eltern vielleicht mit ihrem Neugeborenen zu Hause kuscheln, verbringen Frühchen-Mütter oft viele Stunden auf der Intensivstation – begleitet von Piepen der Monitore und dem ständigen Bangen um die Gesundheit ihres Kindes.
Typische Belastungen in dieser Phase sind:
- Unsicherheiten: Werde ich mein Kind richtig versorgen können? Reicht meine Milch? Werde ich es schaffen, zu stillen?
- Ängste: Was, wenn es Komplikationen gibt? Wird mein Baby gesund aufwachsen?
- Erschöpfung: Häufiges Abpumpen, nächtliche Klinikbesuche und die emotionale Daueranspannung fordern ihren Tribut.
Viele Mütter fühlen sich in dieser Situation isoliert – manchmal auch unverstanden von ihrem Umfeld, das die besonderen Herausforderungen einer Frühgeburt nicht nachvollziehen kann.
Wichtig ist deshalb:
Vergiss dich selbst nicht. Dein eigenes Wohlbefinden ist ebenso wichtig wie die Versorgung deines Babys. Nur wenn du auch auf dich achtest, kannst du auf Dauer die Kraft aufbringen, die diese besondere Zeit verlangt. Achte auf ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und gönne dir bewusst kleine Pausen, um neue Energie zu tanken.
Unterstützungsmöglichkeiten, die dir helfen können:
- Gespräche mit erfahrenen Stillberaterinnen oder Neonatologen
- Austausch mit anderen Frühchen-Eltern in Selbsthilfegruppen
- Entspannungsübungen und kleine Auszeiten im Alltag
Denk daran: Du musst nicht perfekt sein. Jeder kleine Schritt zählt – für dein Baby und für dich.
Wann sollte man sich Unterstützung holen?
Auch wenn du stark und entschlossen bist, gibt es Momente, in denen Unterstützung wichtig und notwendig ist. Frühzeitig Hilfe anzunehmen, ist kein Zeichen von Schwäche – im Gegenteil: Es zeigt, dass du verantwortungsbewusst für dein Kind und dich sorgst.
Du solltest dir unbedingt Unterstützung holen, wenn:
- Dein Kind beim Stillen schnell erschöpft wirkt und nicht genügend trinkt.
- Die Gewichtszunahme nicht zufriedenstellend ist und dein Baby Schwierigkeiten hat, an Kraft zu gewinnen.
- Du Schmerzen beim Abpumpen oder Stillen hast, die nicht besser werden.
- Du dich emotional überfordert fühlst – sei es durch anhaltende Traurigkeit, Ängste oder das Gefühl, alleine nicht mehr weiterzukommen.
Zögere in solchen Fällen nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Hebammen, Stillberaterinnen und Ärzte können individuell auf deine Situation eingehen, dich praktisch unterstützen und dir neue Wege aufzeigen. Manchmal reicht schon ein einfühlsames Gespräch oder eine kleine Veränderung der Vorgehensweise, um neue Zuversicht und Kraft zu schöpfen.
Zusammenfassung: Frühchen stillen – eine besondere Reise
Das Stillen eines Frühchens ist eine Herausforderung – aber eine lohnenswerte. Mit Geduld, Unterstützung und dem Wissen um die Bedürfnisse deines Babys kannst du den Stillstart erfolgreich meistern.
Denk daran: Jeder Tropfen Muttermilch zählt und stärkt dein Baby auf seinem Weg ins Leben. Hol dir Unterstützung, wenn du sie brauchst – du musst diesen Weg nicht alleine gehen.
FAQ – Häufige Fragen zum Stillen von Frühchen
Kann jedes Frühchen gestillt werden?
In den meisten Fällen ja – manchmal braucht es nur etwas mehr Geduld und Unterstützung.
Wie oft sollte ich abpumpen, wenn mein Frühchen noch nicht saugen kann?
Alle 2–3 Stunden (mindestens 8x täglich), auch nachts, um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten.
Was tun, wenn mein Frühchen nicht an der Brust trinken will?
Geduldig bleiben, regelmäßig Hautkontakt anbieten und ggf. mit Stillhilfen arbeiten.
Welche Stillpositionen sind am besten für Frühchen?
„Football-Position“ (unter dem Arm gehalten) oder „Seitenlage“ ermöglichen gute Kontrolle und Nähe.
Wie lange sollte ich mein Frühchen stillen?
Mindestens so lange, bis das Baby reif für Beikost ist – gerne auch darüber hinaus.
Verwendete Quellen
- https://www.schwangerundkind.de/stillen-fruehchen.html
- https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/nach-der-geburt/das-wochenbett-von-a-bis-z/stillen-von-a-bis-z/stillen-nach-fruehgeburt/
- https://www.stillen.de/wp-content/uploads/2021/06/Das-Leben-mit-fruehgeborenen-Babys.pdf
- https://www.elternleben.de/baby/fruehchen/fruehchen-stillen/