Stell dir vor: Du bist mit deinem Baby im Supermarkt, dein Kind bekommt einen Wutanfall, schreit, wirft sich auf den Boden. Du versuchst, ruhig zu bleiben – und merkst gleichzeitig die Blicke. Eine Frau schüttelt den Kopf, eine andere sagt halblaut: „Also meine Kinder haben sowas nie gemacht.“
Solche Momente kennen viele Mütter. Sie treffen uns nicht nur im Alltag, sondern auch online – in Kommentaren, auf Social Media, in Gruppen oder sogar im Familienkreis. Mom Shaming ist überall. Und es wird Zeit, dass wir darüber sprechen.
Inhaltsverzeichnis
Wie du’s machst, machst du’s falsch?! – Warum sich Mütter ständig rechtfertigen müssen
Was steckt eigentlich hinter dem Begriff Mom Shaming?
Warum Mütter unter dem Druck der Erwartungen leiden
Die häufigsten Formen von Mom Shaming im Alltag
Wenn Worte wehtun – Die seelischen Folgen von ständiger Kritik
Du bist gut, so wie du bist – Ein Plädoyer für mehr Solidarität unter Müttern
Wenn Worte wehtun – Die seelischen Folgen von ständiger Kritik
FAQ – Deine Fragen, ehrliche Antworten
Wie du’s machst, machst du’s falsch?! – Warum sich Mütter ständig rechtfertigen müssen
Egal ob du dein Kind stillst oder nicht, ob du arbeiten gehst oder zuhause bleibst, ob du auf Bio oder auf Pragmatismus setzt – irgendwer hat immer etwas auszusetzen. Und genau das ist das Herzstück von Mom Shaming: die ständige Bewertung und Verurteilung von Müttern – durch andere Mütter, durch Außenstehende, durch Medien oder die Gesellschaft.
Typische Situationen, die Mamas immer wieder erleben:
- „Was? Du stillst immer noch?“
- „Wie – du gehst schon nach sechs Monaten wieder arbeiten?“
- „Also wir haben nie das Familienbett gebraucht.“
- „Du gibst Gläschen? Ich hab alles selbst gekocht.“
- „Das Kind schreit ja ganz schön viel. Vielleicht bist du einfach zu weich.“
Diese Sätze wirken harmlos, sind aber verletzend. Denn sie lassen Mütter zweifeln, obwohl sie eigentlich nur ihr Bestes geben – Tag für Tag.

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff Mom Shaming?
Mom Shaming bedeutet, dass Mütter wegen ihrer Entscheidungen öffentlich oder unterschwellig kritisiert, herabgesetzt oder beschämt werden. Das kann persönlich geschehen, zum Beispiel durch Verwandte oder Bekannte, aber auch anonym im Internet. Besonders betroffen sind Bereiche wie:
- Ernährung (Stillen vs. Fläschchen, Brei vs. Fingerfood)
- Schlafverhalten (Familienbett, Schlaftraining, Einschlafrituale)
- Beruf und Betreuung (frühe Kita, Wiedereinstieg, Zuhause bleiben)
- Erziehungsmethoden (sanfte Erziehung, Grenzen setzen, Strafen)
- Optik und Auftreten (geschminkt? zu müde? zu sportlich? zu „egal“?)
Dabei ist die Kritik selten konstruktiv. Sie dient nicht dem Austausch, sondern erzeugt Druck, Unsicherheit und Konkurrenz – oft aus einem Bedürfnis heraus, sich selbst zu erhöhen.
Warum Mütter unter dem Druck der Erwartungen leiden
Viele Mütter fühlen sich heute zerrissen zwischen den Ansprüchen an sie und ihren eigenen Bedürfnissen. Die Rollenbilder sind widersprüchlich und oft nicht vereinbar:
- Supermom: Du sollst immer liebevoll, geduldig, organisiert, gesund kochend und natürlich top gepflegt sein.
- Working Mom: Du sollst möglichst schnell zurück in den Job, Karriere machen und trotzdem immer für dein Kind da sein.
- Natural Mom: Du sollst alles selbst machen – stillen, tragen, breifrei, windelfrei, nachhaltig – aber dabei entspannt bleiben.
Hinzu kommt der mediale Druck. Instagram zeigt scheinbar perfekte Familien mit Designer-Wohnzimmern und Kindern, die nie schreien. TikTok liefert Erziehungstipps im Schnelldurchlauf. Und jede Entscheidung wird kommentiert – oft anonym und gnadenlos.
Warum übrigens Väter so selten betroffen sind? Weil die gesellschaftlichen Erwartungen an sie oft niedriger sind. Wenn ein Papa das Kind wickelt, ist er ein Held. Wenn Mama das tut, ist es selbstverständlich. Diese Ungleichheit trägt erheblich zur mentalen Belastung von Müttern bei.

Die häufigsten Formen von Mom Shaming im Alltag
Mom Shaming hat viele Gesichter. Hier ein Überblick über die häufigsten Themen, in denen Mütter beschämt werden:
1. Stillen oder Flasche:
- „Du stillst noch?“
- „Du stillst nicht?“
- „PRE ist doch Chemie!“
- „Muttermilch ist das Beste – warum gibst du es auf?“
2. Schlafverhalten:
- „Lasst ihr euer Kind wirklich schreien?“
- „Wie – das schläft noch bei euch im Bett?!“
- „Das müsst ihr mal durchziehen, dann klappt das.“
3. Beruf und Betreuung:
- „Ich hätte mein Kind nie so früh in die Krippe gegeben.“
- „Wie kannst du nur zuhause bleiben – willst du nicht auch mal wieder was für dich?“
- „So klein und schon fremdbetreut?“
4. Ernährung und Alltag:
- „Gläschen? Ich habe jeden Brei frisch gekocht.“
- „Was, dein Kind isst Süßes?“
- „Du gibst dem Baby schon Brot? Viel zu früh!“
Die Kommentare kommen von allen Seiten: Verwandte, Schwiegereltern, Freunde, Spielplatz-Mamas, Instagram-Kommentare oder Facebook-Gruppen. Manche sind ungewollt verletzend, andere bewusst übergriffig. In beiden Fällen hinterlassen sie Spuren.
Wenn Worte wehtun – Die seelischen Folgen von ständiger Kritik
Viele Mütter berichten, dass Mom Shaming nicht nur ärgert – sondern weh tut. Es löst echte, belastende Gefühle aus:
- Schuldgefühle („Ich hätte es besser machen sollen...“)
- Selbstzweifel („Bin ich eine schlechte Mutter?“)
- Erschöpfung und Frust („Ich kann es nie allen recht machen.“)
- Rückzug aus Gruppen oder Freundschaften („Ich sag lieber nichts mehr.“)
- Angst vor Bewertung („Ich traue mich kaum noch, etwas zu posten.“)
Auf Dauer kann das Mom Shaming sogar die Beziehung zum Kind beeinflussen – etwa wenn Mütter sich nicht mehr trauen, auf ihr Bauchgefühl zu hören, oder sich ständig rechtfertigen.
Du bist gut, so wie du bist – Ein Plädoyer für mehr Solidarität unter Müttern
Es gibt nicht den einen „richtigen“ Weg – aber deinen. Und der ist genau richtig für euch.
Was wir brauchen, ist nicht mehr Kontrolle oder Perfektion, sondern mehr Verständnis füreinander. Wir sind keine Konkurrentinnen. Wir sind Mütter im selben Boot. Und gemeinsam ist der Alltag leichter.
Statt zu vergleichen, können wir:
- uns gegenseitig zuhören
- ehrlich über Herausforderungen sprechen
- Erfahrungen teilen, ohne zu urteilen
- andere Mamas stärken – mit einem Lächeln, einem Kompliment oder einfach einem „Ich versteh dich“
- aufhören, ständig besser sein zu wollen – und anfangen, gemeinsam stark zu sein
Wenn du heute also einer Mama begegnest, die erschöpft aussieht, deren Kind schreit oder die in deinen Augen etwas „anders“ macht – denk daran: Sie gibt ihr Bestes. So wie du.
FAQ – Deine Fragen, ehrliche Antworten
Ist Mom Shaming dasselbe wie Kritik?
Nein. Konstruktive Kritik ist liebevoll, einfühlsam und hilfreich. Mom Shaming ist herablassend, ungefragt und meist verletzend.
Warum werden Mütter härter bewertet als Väter?
Weil gesellschaftlich oft immer noch angenommen wird, dass Mütter für alles verantwortlich sind – und Väter „helfen“. Dieses Bild ist überholt, aber sehr präsent.
Was kann ich tun, wenn meine Familie mich ständig kritisiert?
Du darfst klare Grenzen setzen. Sag zum Beispiel: „Ich weiß, dass du helfen willst – aber solche Kommentare verunsichern mich.“ Und wenn nötig: Thema wechseln oder Rückzug.
Wie kann ich andere Mamas unterstützen, statt (unbewusst) zu verurteilen?
Stell dir bei jedem Gedanken oder Satz die Frage: Würde ich das auch meiner besten Freundin so sagen? Wenn nein – dann vielleicht lieber gar nicht. Manchmal ist Zuhören schon genug.